Gesund & Leben - Juli & August 2024

KOKU ZUCKER 26 FOTOS: ISTOCK_YURUPHOTO, _TRIOCEAN, _ELENA CHERNYKH; MEDUNI WIEN UNVERTRÄGLICHKEITEN er Bedarf an speziellen Lebensmitteln für Nahrungsmittelunverträglichkeiten scheint stetig zu steigen, wenn man einen Blick auf die Vielfalt an entsprechenden Produkten in den Supermärkten wirft: In den Regalen reihen sich Kokosflocken und Mandeldrinks neben dem laktosefreien Camembert, die fruktosefreie Himbeermarmelade neben dem koffeinfreien Bohnenkaffee oder der glutenfreie Pizzateig neben denBio-Schokowaffeln – ebenfalls glutenfrei, versteht sich. „Es sind mir allerdings keine wissenschaftlichen Studien bekannt, dass die Zahl an Nahrungsmittelunverträglichkeiten in den letzten Jahren tatsächlich so stark gestiegen ist“, betont Univ.-Prof. Dr. Rudolf Valenta vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien. „Viele Menschen vermuten heutzutage, an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu leiden. Oftmals gibt es dafür aber keine ärztlich bestätigte Diagnose.“ ABKLÄREN LAUTET DIE DEVISE Symptome wie Bauchschmerzen, Verdauungsprobleme, Erschöpfung oder Hautirritationen nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel können stattdessen dazu führen, dass voreilige Schlüsse gezogen werden. Man neigt dann schnell einmal zu sagen: „Weizenbrot vertrage ich nicht“ oder „Milch ist nicht gut für mich“. Doch – Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon einmal unter einem aufgeblähten Bauch oder Müdigkeit nach dem Mittagessen gelitten? „Die Symptomatik allein reicht für die Diagnose einer Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht aus“, so Valenta, D der bei Verdachtsmomenten einen Facharztbesuch empfiehlt. Medizinerinnen und Mediziner können bestimmte Lebensmittelunverträglichkeiten mithilfe von Labortests und Untersuchungen ermitteln bzw. ausschließen. Dazu zählen: n ‌ die IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie, bei der das Immunsystem gegen bestimmte Inhaltsstoffe (z. B. Nüsse, Weizen, Kiwis, Milch) fälschlicherweise IgE-Antikörper zur Bekämpfung der an sich harmlosen Substanzen bildet und überreagiert. Hautausschläge, Schwellungen des Gesichts, Durchfälle etc. sind mögliche Folgen. Nahrungsmittelallergien können dank Multiallergentests entlarvt werden. n ‌ die Nahrungsmittelintoleranz, bei der bestimmte Lebensmittelbestandteile aufgrund eines Enzymmangels nicht abgebaut werden können (z. B. Laktose-, Fruktose-, Histaminintoleranz) n ‌ die Zöliakie, eine zellulär vermittelte Erkrankung mit einer Autoimmunkomponente. Betroffene vertragen keine Lebensmittel, die Gluten, also eine bestimmte Getreide-ProteinMischung, enthalten (nicht zu verwechseln mit der Weizenallergie!). Der Glutenverzehr greift denDünndarmanund zerstört dessenSchleimhaut. Zöliakie kann mit Bluttests und gegebenenfalls mittels Endoskopie bestätigt werden. GLUTEN ALS URSACHE? Doch was, wenn Allergien, Intoleranzen oder Zöliakie bereits ausgeschlossen wurden und man sich nach dem Essen immer noch unwohl fühlt? Wenn ein ungesunder Lebensstil – sprich: unausgewogene Ernährung, wenig Schlaf oder Stress – als Ursache nicht in Frage kommen, könnte laut Valenta die sogenannte nicht-zöliakische Glutensensitivität eine Erklärung sein. Im Gegensatz zur Zöliakie löst hier ein anderer Immunmechanismus die Symptome aus. Die nicht-zöliakische Glutensensitivität führt nicht zu einer Entzündung Univ.-Prof. Dr. Rudolf Valenta, Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien „Viele Menschen vermuten heutzutage, an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu leiden. Oftmals gibt es dafür aber keine ärztlich bestätigte Diagnose.“

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