Gesund & Leben - Juli & August 2024

34 An Diabetes mellitus Typ 2 sterben österreichweit etwa 10.000 Menschen im Jahr, bis 2030 wird jede und jeder Dritte daran erkranken, sofern man die persönlichen Risikofaktoren nicht senkt, lauten aktuelle Prognosen. Die Entstehung dieser Stoffwechselerkrankung mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen entsteht am häufigsten lebensstilbedingt. Zu üppiges, zu fettes, zu ungesundes Essen, Bewegungsmangel sowie Alkohol und Nikotin sind beeinflussbare Risikofaktoren. n VIELE GESICHTER Betroffene von Diabetes mellitus Typ 2 haben ein hohes Risiko für Gefäßerkrankungen. Eine klare Diagnose ist die beste Basis, um diese Komplikationen zu verhindern, allerdings haben männliche Diabetiker ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden als Frauen. „Frauen sind bis zu den Wechseljahren hormonell besser geschützt, das Risiko für sie steigt etwa ab dem 60. Lebensjahr“, so Stingl. „Immer wiederkehrende hohe Blutzuckerwerte und zusätzliche Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und Übergewicht, können Schäden an den Blutgefäßen und im Nervensystem verursachen“, ergänzt der Experte. Von Bluthochdruck spricht man, wenn bei wiederholter Messung der Wert höher als 140/90 mmHg (beim Arzt) bzw. 135/85 mmHg (bei Selbstmessung) ist. „Ein ständig erhöhter Zuckergehalt und von Fettstoffen sowie Bluthochdruck schädigen die Blutgefäße, indem sie sich als Plaque im Inneren anlegen. Verengungen in den Schlagadern oder im Gehirn können Herzinfarkt oder Schlaganfall verursachen.“ Eine Schädigung der kleinen und größeren Gefäße oder der Herzkranzgefäße führt zu Engstellen, damit wird auch der Herzmuskel schlecht versorgt. Man spricht von Atherosklerose, die durch Diabetes verstärkt wird. So weit muss es allerdings nicht kommen: „Wir können die Blutzuckerwerte oder hohen Blutdruck bei 90 Prozent der Patientinnen und Patienten medikamentös gut einstellen und damit das Risiko fürHerzinfarkt undSchlafanfall senken“, sagt Stingl. WELCHEN EINFLUSS HABEN LIPIDWERTE? Cholesterin und Triglyceride sind wichtige körpereigene Fette, sie können jedoch gemeinsam mit anderen Risikofaktoren, wie etwa Bluthochdruck, das Risiko für Komplikationen eines Diabetes erhöhen. LDL-Cholesterin entsteht vor allem bei Raucherinnen und Rauchern an den größeren Gefäßen. Entscheidend für die idealen Werte sind Lebensalter, Diabetesdauer und ob bereits Begleit- oder Folgeerkrankungen aufgetreten sind. Bei Cholesterin unterscheidet man das „gute“ HDL-Cholesterin (High Density Cholesterol) und das „schlechte“ LDL-Cholesterin (Low Density Cholesterol), dessen Wert bei Diabetespatientinnen und -patienten unter 70, bzw. je nach bereits bestehenden Gefäßschäden unter 55 mg/dl liegen sollte. Die Blutfettwerte sollten einmal im Jahr kontrolliert werden. GEFAHR FÜR DIE AUGEN Schädigungen an kleineren Gefäßen (wie etwa im Auge, diabetischer Fuß) entstehen, wenn die Durchblutung im Laufe der Erkrankung schlechter wird. Auch hier gilt, so Harald Stingl: „Ein ständig erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Gefäße in den Augen, man spricht von einer Retinopathie. Die Blutgefäße werden durchlässiger, auch kann sich Zucker an den inneren Gefäßen ablagern. Die mit feinen Blutgefäßen überzogene Netzhaut im Inneren des Auges kann durch ein Zuviel an Blutzucker in Kombination mit Bluthochdruck kleine Aussacken bilden, diese platzen und schädigen Dozent Dr. Harald Stingl, Primar der Abteilung für Innere Medizin am Landesklinikum Baden DIABETES „Da die Erkrankung schleichend verläuft, erfolgt eine Diagnose meist erst dann, wenn zusätzlich zur schlechterenWirkung des Insulins auch die Insulinsekretion nachlässt.“ FOTOS: ISTOCK_LEMONO, MARIO HAIN LEBENSSTILBEDINGTE ERKRANKUNG

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