Gesund & Leben - Juli & August 2024

37 www.gesundundleben.at 07&08 / 24 über das Gehirn gesteuert wird, wie das Reaktions- oder Koordinationsvermögen, das Gehen oder Sprechen – kann beeinflusst werden.“ Wie aber kommen die Täter zu den Mitteln? Gekauft werden sie entweder auf dem Schwarzmarkt oder im Internet. Es kann sich aber genauso um Medikamente handeln, die dem Täter oder jemandem in seinem Umfeld vom Arzt oder von der Ärztin verschrieben wurden, wie Psychopharmaka oder Schlafmittel. Bei moderater Dosis sind durch die einmalige Einnahme meist keine schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen zu befürchten. „Es kann aber zu sogenannten Sekundärfolgen kommen“, erklärt Bicker. Wenn man aufgrund von Koordinationsschwierigkeiten stürzt oder wenn man erbricht und das Erbrochene einatmet. Das ist besonders gefährlich. Auch wenn vieles darauf hindeuten kann: Ob K.o.-Tropfen verabreicht wurden oder nicht, kann man im Nachhinein ohne Laboruntersuchung nicht gesichert wissen. Indizien gibt es aber. Kam es zu einem Filmriss und sind Teile des vergangenen Abends völlig verschwunden oder n Vermutet man, dass einer Person Substanzen verabreicht wurden, sollte man sie ansprechen, nicht alleine lassen und gegebenenfalls die Polizei oder die Rettung rufen. n Bei Verdacht auf K.o.-Tropfen so rasch wie möglich ins Krankenhaus, damit sie im Blut oder im Urin noch nachgewiesen werden können. n Eltern sollten mit ihren jugendlichen Kindern über die Gefahr von K.o.-Tropfen sprechen und sichergehen, dass diese die wichtigsten Präventionsmaßnahmen kennen. n nur noch dämmerhaft in Erinnerung? Lässt sich der plötzlich auftretende Dämmerzustand nicht durch übermäßigen Alkoholkonsum erklären? Auch wenn Freundinnen oder Freunde berichten, dass man auf einmal für längere Zeit unerklärlicherweise verschwunden war, kann das ein Hinweis sein. NACHWEIS DURCH LABORUNTERSUCHUNG Bei Verdacht auf K.o-Tropfen sollte man auf jeden Fall so schnell wie möglich ins Krankenhaus fahren. Auch dann, wenn die potenzielle Einnahme schon länger als ein paar Stunden her ist. Es stimme nämlich nicht, dass die Mittel nur sehr kurze Zeit im Blut oder im Urin nachweisbar sind, sagt Bicker. „Es hängt von den Substanzen ab. Manche sind im Blut ein bis zwei Tage, im Urin sogar drei bis vier Tage nachzuweisen.“ Anders als früher gibt es in vielen Krankenhäusern heute standardisierte Vorgehensweisen, die sicherstellen, dass bei Verdachtsfällen die nötigen Untersuchungen gemacht werden. Für Betroffene kann es belastend sein, nicht genau zu wissen, was ihnen während derWirkzeit der K.o.-Tropfen zugestoßen ist. Krankenhäuser wie das AKH und andere Opferschutzeinrichtungen bieten deshalb auch psychologische Betreuung an. Allein das Wissen, dass man Opfer von K.o.-Tropfen geworden ist, sei wichtig, sagt Sabine Eder. Der toxikologische Nachweis dient deshalb nicht nur der Überführung der Täter. Er ist für die Opfer relevant, um das Geschehene zu verarbeiten. Was Sabine Eder betroffenen Menschen noch vermittelt: Sie müssen sich nicht schuldig fühlen. Selbst wenn sie zu viel Alkohol getrunken haben. Alkoholisiert zu sein, ist nicht der Grund für eine Straftat. Schuld sind immer die Täter. SANDRA LOBNIG n Dr. Wolfgang Bicker, Leiter des ForensischToxikologischen Labors in Wien K.o.-Tropfen machen Betroffene wehrlos. Durch erhöhte Aufmerksamkeit beim Fortgehen kann man sich schützen. Wer glaubt, Opfer geworden zu sein, sollte zur Laboruntersuchung rasch ins Krankenhaus. SICHERHEIT

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