Gesund & Leben - Juli & August 2024

40 FOTOS: ISTOCK_DAMIRCUDIC, _SKYNESHER ist allerdings das Umfeld entscheidend – insbesondere die sprachliche Förderung im Familien- und Kindergartenalltag, kombiniert mit speziellen Sprachförderangeboten in den Kindergärten und logopädischerTherapie. MEDIENKONSUM MACHT SPRACHLOS Eine australische Studie warnt: Hoher Medienkonsum von Kleinkindern beeinflusst die Sprachentwicklung negativ. Gemäß der Untersuchung verbringen Dreijährige im Schnitt 172 Minuten pro Tag vor dem Fernseher. Das ist zu viel, betont die Studienautorin Mary Brushe von der University of Adelaide, denn dadurch entgehen Kindern täglich über 1.000 Wörter von Erwachsenen, diewiederumihre Sprachentwicklung begünstigen können. „Fernsehen, YouTube & Co sind keine interaktiven Tätigkeiten, sondern Einbahnstraßen in Bezug auf Kommunikation. Selbst ein kurzer, aber regelmäßiger Medienkonsum kann die Sprachentwicklung verzögern, auch das Denken und der Umgang mit Langeweile werden nicht gefördert“, betont Barbara Kraxberger, Leiterin der Logopädie der Caritas OÖ. Im Laufe der Entwicklung wird man nicht darum herumkommen, das Kind mit dem Fernsehen vertraut zu machen. Hier müssen Eltern jedoch konsequent bleiben, betont Barbara Kraxner: „Ab dem dritten Lebensjahr können die ‚neuen Medien‘ 15 bis 30 Minuten pro Tag angeboten werden. Allerdings brauchen die Kinder in diesem Alter einen Erwachsenen, der ihnen die Inhalte erklärt und bei sprachlichen Verständnisproblemen weiterhilft.“ Kinder lernen eine Sprache durch Gespräche mit ihren Bezugspersonen. Das braucht Zeit. Ob beim Spielen, beim Kämmen, Anziehen oder beim Ansehen von Kinderbüchern, es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, die Sprache zu fördern. Kommentieren Sie Ihre Aktivitäten sinnvoll, ohne ununterbrochen zu „quasseln“. Das gelingt am besten, wenn man das Sprechen mit bestimmten Ritualen verbindet, wie etwa beim Essen, beim Zubettgehen oder anderen wiederkehrenden Alltagsaktivitäten. Dadurch festigt sich der Wortschatz – und das Vertrauen Ihres Kindes. DORIS SIMHOFER n ENTWICKLUNG men und zeigt erste Erfolge: „Wir möchten Eltern damit eine Hilfestellung bieten, denn heute wissen wir, dass Auffälligkeiten der Sprachentwicklung ernst genommen werden müssen“, so Holzinger, der auf eine flächendeckende Umsetzung eines derartigen Sprachscreenings und auf eine Einbindung in den ElternKind-Pass hofft. SPRACHLICHE SCHWIERIGKEITEN Bei anhaltenden deutlichen Problemen beim Lernen von Wörtern und Satzstrukturen, beim Verstehen von Sprache oder bei der Anwendung von Sprache mit einem Gegenüber wird ab dem Alter von zirka drei Jahren eine Sprachentwicklungsstörung diagnostiziert: „Jedes zehnte Kind im Vorschulalter ist von einer Sprachentwicklungsstörung betroffen. Bei den meisten von ihnen sind die anderen Entwicklungsbereiche wie Denken, Motorik, Hören oder die sozialeMotivationweitgehendunauffällig, bei anderen sinddie sprachlichen SchwierigkeitenTeil eines umfassenderenEntwicklungsproblems – beispielsweise Autismus oder ein generalisierter Entwicklungsrückstand. Die Diagnose einer Sprachentwicklungsstörung setzt eine Überprüfung des Hörens, der nichtsprachlichen Denkentwicklung und den Ausschluss anderer Entwicklungsstörungen voraus und sollte im optimalen Fall multiprofessionell erfolgen“, betont Daniel Holzinger. Sprachentwicklungsstörungen sind zu einem großen Teil genetisch bedingt, das heißt, es liegt häufig eine familiäre Veranlagung vor. Für die Entwicklung eines betroffenen Kindes Schlaue Babys Noch bevor sie ihre ersten Wörter produzieren, entwickeln Säuglinge ein ausgeklügeltes Sprachverarbeitungssystem, das bereits im Alter von vier bis sechs Monaten eine Worterkennung ermöglicht. Im Alltag finden sich gute Möglichkeiten, um mit dem Baby im ersten Lebensjahr zu interagieren. Schon Neugeborene lernen schnell durch Nachahmung. Ob Gesten, Mimik oder Melodien: Je mehr davon, desto mehr lernt das Baby spielerisch. In der ersten „Lallphase“ gibt das Kleine typische Gurrlaute von sich. Es ist der Beginn der Kommunikation, vorausgesetzt, Eltern imitieren diese Laute und sprechen so mit ihrem Kind. Es ist keineswegs lächerlich, mit dem Kind in einer „Babysprache“ zu kommunizieren. Das melodiöse Sprechen in einer höheren Tonlage, lange Pausen und eine bestimmte Sprachmelodie aktivieren die Aufmerksamkeit und fördern letztlich das Sprechenlernen. Auch der Blickkontakt ist ein wichtiger Lernfaktor. Mit etwa sechs Wochen beginnt das Baby zu lächeln, sprechen Sie mit Ihrem Kind und halten Sie den Blickkontakt. Sprechen Sie mit Ihrem Baby und halten Sie Blickkontakt. Neugeborene lernen schnell durch Nachahmung. Dahdahdahdahda … Bahbahbahbahba …

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