Gesund & Leben - Juli & August 2024

47 www.gesundundleben.at 07&08 / 24 nen Kolleginnen und Kollegen. Das sei mehr als menschlich und notwendig, sagt der Primar: „Jeder Tag und jeder Patient bzw. jede Patientin ist eine Herausforderung. Es geht umLeben oder Tod, denn wir operieren an einem vital notwendigen Organ. Wenn ein Fehler passiert, kann ein Mensch sterben.“ Der Primar setzt an seiner Abteilung vor allem auf Interdisziplinarität. Bei sogenannten „Heart-Team-Besprechungen“ gehen Herzchirurginnen und -chirurgen und Kardiologinnen und Kardiologen die einzelnen Fälle durch. Auch mit anderen großen kardiologischen Abteilungen finden einmal im Monat Besprechungen statt. Dabei geht es unter anderem darum, ob der Patient bzw. Entwicklung der Herzchirurgie In gerade einmal 120 Jahren entwickelte sich die Herzchirurgie von ersten Therapieversuchen zu einer weltweiten Spezialdisziplin der Chirurgie. Nichts ist mehr zu spüren von den initialen Startschwierigkeiten, ausgelöst durch Skeptiker wie Theodor Billroth und Stephen Paget. Durchgesetzt haben sich die Außenseiter ihrer Zeit. Der Beginn der Herzchirurgie wird auf den 9. September 1896 datiert. An diesem Tag operierte Ludwig Rehn, Chirurg am Städtischen Klinikum Frankfurt/Main, einen 22-jährigen Gärtnergesellen, der bei einer Messerstecherei am Herzen verletzt worden war. Der Patient überlebte. Der Behandlung von menschlichen Herzen gingen Tierversuche voraus, beispielsweise an Kaninchen. Ausgelöst durch den Pioniergeist Rehns erfolgten weitere kleinere Eingriffe, die in komplexeren Operationen am schlagenden Herzen gipfelten. Diese frühen Jahre der Herzchirurgie waren geprägt durch die Entwicklung von Standardtherapien für unterschiedliche kardiale Erkrankungen. In den folgenden Dekaden wurden diese perfektioniert, sodass diese heute risikoarm und effizient durchgeführt werden können. Seit 1993 ist Herzchirurgie ein selbständiges Fachgebiet. die Patientin eine Operation benötigt oder ob eine konservative Therapie ausreicht. Es wird ein individuell zugeschnittenes Therapiekonzept erstellt, erklärt Wiedemann. Besonders wichtig ist auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Anästhesie und Intensivmedizin, der Kardiotechnik und der Pflege. Nur durch perfektes Zusammenspiel aller Beteiligten ist es möglich, das optimale Ergebnis für die Patientinnen und Patienten zu erzielen. Die Frage, wie man dem Patienten bzw. der Patientin als Ganzes hilft, steht im Vordergrund. Ältere Menschen seien etwa häufig nicht nur herzkrank, sondern bringen auch einige Begleiterkrankungen mit. Der eigene Bereich ist nicht der einzig relevante, sagt Wiedemann. Es sei oft eine schwere Entscheidung und eine Herausforderung, über die Therapie zu entscheiden. Dennoch bringt die Herzchirurgie für Wiedemann auch viele schöne Momente mit sich, etwa wenn nach einer Operation direkt ein Erfolg sichtbar ist. Die Stunden während einer Operation sind für ihn ganz besonders: „ImOperationssaal gibt es nur mich, den Patienten bzw. diePatientinunddasOP-Team.Manmuss sich extrem auf eine Sache konzentrieren. Das sehe ich als Geschenk in der heutigen Zeit.“ DANIELA RITTMANNSBERGER n Assoc. Prof. Priv.-Doz. Prim. Dr. Dominik Wiedemann übernahm Anfang des Jahres die Leitung der Herzchirurgie im Universitätsklinikum St. Pölten.

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