48 „Ich sage immer, ich gehe nicht in die Arbeit, sondern ich gehe Spaßmachen.“ Johannes Böhm, Alltagsbegleiter argaretha Nigscher hakt sich bei Johannes Böhm ein. Gemeinsam spazieren sie langsam durch den Hof der Burgruine Kollmitz in Raabs an der Thaya. Links befindet sich ein Museum, rechts der Hungerturm, erklärt der Alltagsbegleiter. Sie beschließen, einen Blick in das Museum zu werfen. „Achtung, eine Stufe“, warnt Böhm seine sehbeeinträchtigte Klientin. Innen angekommen, erklärt er Margaretha, wie er sie nennt, die einzelnen Bilder der Burgen der Region und liest den dazugehörigen Text vor. Die 77- Jährige lauscht interessiert. Seit zwei Jahren sind der soziale Alltagsbegleiter und die Waldviertlerin ein eingespieltes Team. Denn jeden Dienstag verbringen sie einige Stunden miteinander. ERLEBEN STATT LEBEN Margaretha Nigscher leidet an der Augenerkrankung Retinitis pigmentosa. Dabei wird über die Jahre die Netzhaut abgebaut. Mittlerweile verfügt die Frau nurmehr über ein Prozent Sehleistung. Im Alltag bekommt Margaretha Unterstützung von Heimhilfen und diplomierten Pflegekräften. Trotz ihrer Sehbeeinträchtigung war sie immer sehr selbstständig und unternahm gerne Ausflüge mit ihremEhemann. Das änderte sich, als ihr Mann an Demenz erkrankte und schließlich verstarb. Die Waldviertlerin sehnte sich nach einem Begleiter Johannes Böhm ist sozialer Alltagsbegleiter. Er unterstützt Klientinnen und Klienten bei Aufgaben und Aktivitäten des täglichen Lebens. M durch den Alltag Gemeinsam bzw. einer Begleiterin im Alltag. Zur selben Zeit absolvierte Johannes Böhm ein Praktikum im psychosozialen Zentrum in Eggenburg. Dort war er als Assistent der Direktion und als Bürokaufmann tätig. Trotzdem bekam der 56-Jährige viel von denTätigkeiten amPatienten bzw. an der Patientin mit. Und fing an, seine Berufswahl zu hinterfragen: „Ich habe mich gefragt, ob ich etwas erleben möchte oder nur leben“, erinnert er sich. Daraufhin absolvierte Böhm die Ausbildung zum zertifizierten Buchhalter und die Ausbildung zum Alltagsbegleiter an der ISL-Akademie in St. Pölten. Parallel bewarb er sich in einem Steuerberatungsbüro und beim Hilfswerk. Als er prompt am selben Tag zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, muss er sich entscheiden. Und entscheidet sich für die soziale Alltagsbegleitung beimHilfswerk. SICHERHEIT GEBEN Seit zwei Jahren ist Johannes Böhm als sozialer Alltagsbegleiter im Bezirk Waidhofen an der Thaya tätig. Seine Aufgabe ist es, die Klientinnen und Klienten bei Aktivitä-
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